Aufgrund der modernen Arbeitsbedingungen müsse man auch die Körpersprache anpassen, so der Vorsitzende der Gesellschaft für anatomische Wissenschaften in Österreich-Ungarn (gegründet 1867) Gerhard Stock.
Ihmnach konzentrierten sich die Wissenschaftler damals bei ihren Empfehlungen auf bewegungs- und muskelarbeitsintensive Tätigkeiten; exemplarisch auf die der Körpergröße angemessene Länge von Grabscheitstilen; und bei Handkurbeln, deren vorzügliche Radien und Ausrichtungen.
Heute konzentrierten sich die Wissenschaftler hauptsächlich auf die Erforschung richtigen Sitzens. Deshalb sei es zweckmäßig nunmehr vom Sitzapparat zu sprechen. Knochen, Sehnen und Muskeln weiter unter dem Begriff Bewegungsapparat zusammenzufassen sei irreführend, überhaupt im Lichte der neuesten Sitzforschungsergebnisse: „Es gibt exakt eine [1] richtige Sitzhaltung: nämlich möglichst starr und gleichbleibend aufrecht gerade. Und hierbei verleitet der Begriff Bewegungsapparat zu schwersten Fehlern beim Sitzen. Ich empfehle den Sitzenden immer und immer wieder ihr Körpergefühl, insbesondere ihren Bewegungsdrang, so streng wie möglich zu ignorieren; um die Abnutzung ihrer Wirbeln und Bandscheiben vorzubeugen.”, so Stock, und er präzisiert weiter: „Das gilt fürs Sitzen im Büro genau so wie für das Sitzen vor dem Fernseher und das Sitzen im Zug. Sitzen ist Sitzen!”
Dazu befragten wir den Kulturhistoriker Bernhard Erlenmayer-Kolb: „Ordentlich zu Sitzen ist Das was uns von den Wilden unterscheidet, was unsere Kultur, gleich nach dem Aufhalten der Türe des Mannes für die Frau – und niemals umgekehrt wohlgemerkt – ausmacht. Einzig in einem Punkt muss ich ergänzen. Nämlich gilt es für den Sitzenden, sowohl die Herren als auch die Damen, dessen ordentliche Sitzposition aufzugeben und aufzustehen, sobald eine weitere Person den Büroraum betritt.